Winterruhe im Achtsamkeitsgarten
14. November 2024
Während die Natur sich langsam auf die Winterruhe einstellt, herrscht im Bienenstock in unserem Achtsamkeitsgarten noch einmal geschäftiges Treiben. Unsere Imkerin Anna Tina Heuss gibt Einblicke in die Welt der Imkerei und erklärt, wie die Bienen es schaffen, die eisigen Temperaturen zu überstehen.
Wie sich Imkerinnen und Bienen auf den Winter vorbereiten
Mit dem Ende des Sommers beginnt für Bienen und Imkerinnen und Imker eine entscheidende Phase: Wir bereiten uns auf die Winterruhe vor. Während die Natur langsam zur Ruhe kommt, bündeln die Bienenvölker ihre Kräfte, um die kalten Monate sicher zu überstehen. Doch wie schaffen sie es eigentlich, eisige Temperaturen zu überstehen? Welche Rolle spielt der Honigvorrat, und warum ist es so wichtig, die Gesundheit des Volkes im Auge zu haben? Ich nehme euch mit auf einen Blick in die Beute: Wie arbeiten meine Bienen und ich in den Herbstmonaten zusammen, damit der Start ins nächste Frühjahr glückt?
Die letzte Sommerbehandlung: Die Varroa-Milbe in Schach halten
Im Herbst lege ich den Grundstein für die nächste Saison. Wenn die Honigsaison abgeschlossen ist, folgt die erste wichtige Massnahme für eine gesunde Winterruhe: die Behandlung gegen die Varroa-Milbe. Diese kleine Milbe ist nach wie vor die grösste Bedrohung für die Bienenvölker. Durch eine gezielte Behandlung mit zwei Behandlungszyklen reduzieren wir die Milben. Unter anderem schädigen sie die Bienen, in dem sie den Fettkörper und die Hämolymphe, eine Art Lebenssaft, anzapft. Durch die Einstiche können Viren und Bakterien in die Bienen eindringen. Die Varroa-Bekämpfung beschäftigt uns das ganze Jahr. Jetzt im Herbst ist sie besonders wichtig, denn nur gesunde Bienen überstehen die Wintermonate unbeschadet.
Vorräte für den langen Winter anlegen: ca. 20 Kilo Futter pro Volk
Wenn der Efeu verblüht und die Phacelia welkt, gibt es für die Bienen und alle anderen Bestäuber keine Nahrung mehr. Die Bienen sind in den langen Wintermonaten auf ihre Vorräte angewiesen. Daher sorge ich dafür, dass ausreichend Futter da ist. Etwa 20 Kilo benötigt ein starkes Magazin-Volk. Spezieller Futtersirup, hergestellt im Aargau, ergänzt die natürlichen Honigvorräte der Bienen. Genug Futter ist lebenswichtig, es versorgt die Bienen mit Energie und hilft ihnen, ihre Wintertraube durchgehend warmzuhalten.
Völker prüfen und bei Bedarf vereinen
Über das Jahr wächst meine Imkerei ganz natürlich. Zu meinen rund 15 Wirtschaftsvölkern kommen eingefangene Schwärme und Jungvölker hinzu. Im Herbst beginnt die natürliche Auslese: Nur starke Völker haben gute Überlebenschancen im Winter. Kleinere Völker vereinige ich mit grösseren, weil sie anfälliger für Krankheiten sind und Schwierigkeiten haben, ihre Traube auf Temperatur zu halten. Ihre Chance, den Winter zu überstehen sind schlecht.
Letzter Check vor der Winterruhe – Futter und Königin da?
Kurz bevor die Temperaturen fallen und die Völker in die Wintertraube gehen, steht noch ein allerletzter Check an. Jetzt prüfe ich zum letzten Mal, ob alles ok ist. Sind die Vorräte auch wirklich gut gefüllt, wie steht es mit der Varroa-Situation, ist die Königin da, und sitzt der Deckel richtig auf der Beute drauf? Dann lasse ich meine Völker in Ruhe und öffne die Beute erst wieder im nächsten Frühjahr, wenn die Temperaturen über 12 Grad sind.
Das lange Warten auf den Frühling hat begonnen.