Stille für die Bienen, Betriebsamkeit in der Imkerei
11. Dezember 2024
Seit mehreren Jahren kümmert sich Anna Tina Heuss um die Bienen in unserem Achtsamkeitsgarten. Doch was macht eine Imkerin eigentlich im Winter? Erfahre hier, welche Aufgaben anstehen und wie sich der Schwarm auch bei eisigen Temperaturen warmhält.
Winterruhe bei den Bienen – Ruhe für die Imkerinnen und Imkern?
Weit gefehlt. Auch im Winter stehen in meiner kleinen Imkerei viele Arbeiten an. So wie die Bienen bereiten wir uns auch für die nächste Saison vor. Vieles, das liegen geblieben ist, kommt endlich an die Reihe. In meinem Fall kommen noch die Vorbereitung des Grundkurses und die Mitarbeit im Bienenzentrum Unteres Fricktal hinzu - Aufgaben, auf die ich mich sehr freue.
Wachsschmelzen, Honigverkaufen und Vorbereitungen für den Frühling
Wenn die Bienen in der Winterruhe sind, wird es ruhig am Bienenstock. Es ist zu kalt zum Fliegen und die Bienen bleiben in der Wintertraube. An den Völkern arbeite ich nicht mehr.
Nun gehören Aufräumen und Vorbereitungen für die neue Saison neben dem Wachsschmelzen und Honigverkauf zu den wichtigsten Arbeiten. Endlich finde ich Zeit, die Honigrähmchen zu sortieren, über zwei Jahre alte Rähmchen - Honig- wie Bruträhmchen werden - eingeschmolzen. Das Wachs, das ich gewinne separiere ich. Das von den Honigwaben gehört zum wertvollsten Wachs. Ich lasse es in Herznach bei Samuel Reichens Wachsmanufaktur in Wachsplatten umarbeiten in neue Mittewände. Aus dem Wachs der Bruträhmchen giesse ich Kerzen, die ich verkaufe oder verschenke.
Wer von Euch weiss, wie Bienenwachs entsteht?
Tatsächlich produzieren die Bienen das Wachs selber. Arbeiterinnen im Alter von 12 bis 18 Tagen produzieren das Wachs in speziellen Drüsen in ihrem Hinterleib. Sie „schwitzen“ das flüssige Wachs aus, das kurz darauf zu kleinen Plättchen erstarrt. Diese Wachsplättchen verwenden die Bienen, um die Waben zu bauen. Die Mittelwände, dich ich den Bienen mit den Rähmchen gebe, sind eine Art Starthilfe. Es ginge auch ohne, die Bienen würden die Rähmchen auch so ausbauen. Aber mit geht es den Bienen einfacher.
Die neuen Mittelwände, also die umgearbeiteten Wachsplatten, muss ich vorher in die Rähmchen einlöten. So sind Brut- und Honigrähmchen bereit, wenn die Saison wieder losgeht. Im Frühling, wenn die Völker erstarken und wachsen benötigen die Bienen die neuen Mittelwände zum Ausbauen. Weil ich Schwarmfängerin bin in Rheinfelden habe ich viele neue Bienenvölker im Frühling, die ein neues Zuhause brauchen. Auch Schwärme, genauso wie alle anderen Jungvölker, starten bei mir in neuen Beuten mit neuen Mittelwänden.
Putzen, Schrubben, Aufräumen
Auch unter dem Jahr fallen viele Reinigungsarbeiten an: Stockmeissel und Imkerkleidung, Honigschleuder und Entdeckelungsgeschirre werden regelmässig geschrubbt und desinfiziert. Jetzt aber, im Winter, kommt alles dran, was nicht dringend war. Zum Beispiel werden die leeren Honig- und Brutzargen in der Waschwanne gründlich gereinigt und danach abgeflammt. So sorge ich für hygienische Verhältnisse. Endlich habe ich auch Zeit, all die Utensilien zu sortieren. Ich nähe den lotterigen Gummi am Bein vom Imkerschutz durch den die Bienen immer an den Beinen hoch krabbelten und flicke das Loch im Schleier, der mir letztes Jahr einen Stich auf der Backe beschert hat. Irgendwas ist immer...
Heizen mit einem klaren Auftrag: Die Königin wärmen
Während wir Imkerinnen und Imker rumwerkeln ist es am Bienenstand ruhig. Zumindest von aussen scheint nichts zu passieren. Aber der Schein trügt: Die Bienen sind zwar in der Wintertraube, aber dennoch aktiv. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Königin zu wärmen. Wie machen sie das? Das ausgeklügelte System funktioniert durch gemeinschaftliches „Heizen“: Die Bienen teilen sich die Arbeit auf, in dem sie ständig zirkulieren - sie rotieren zwischen der warmen Mitte und dem Rand der Traube. Wärme erzeugen sie durch Zittern mit ihren Muskeln. Im Stock sind zwischen 5000 bis 10000 Bienen, die es so schaffen, die Wintertraube auf etwa 30 Grad zu halten – selbst bei eisigen Aussentemperaturen.
Immer im Blick: Die Varroa-Milbe
Die letzte Arbeit, die ich im Dezember an den Bienen verrichten kann, ist die Varroa-Belastung zu kontrollieren und die Völker gegen die zerstörerische Milbe zu behandeln. Mit einer Varroaunterlage, einer Art Schublade, die ich von aussen ziehe, behalte ich die Varroalast in den Völkern im Blick. Auf jeden Fall gibt es vor Weihnachten noch die letzte Varroa-Behandlung. Dafür muss ich die Völker nicht öffnen, sondern verdampfe ich das Mittel mit einem speziellen Gerät durch das Flugloch. Wenn das Volk in der Winterruhe ist und die Königin keine Brut legt, ist der beste Zeitpunkt für die Varroa Behandlung. Die Faustregel lautet – drei Wochen nach dem ersten Frost ist das Volk brutfrei – das ist der ideale Zeitpunkt für die Behandlung. Bei dieser Gelegenheit lege ich von oben noch einen Futterteig auf die Völker. Sicher ist sicher!
Was bringt die neue Saison? Planung und neue Projekte
Nun kommt die Zeit, in der ich die Planung für das nächste Jahr angehe. Jedes Jahr nehme ich mir kurz Zeit um zu überlegen, wie viele Völker ich führen möchte und ob ich meine Betriebsweise anpassen werde. Für diese Saison stehen noch drei ausserordentliche Projekte an. Einerseits organisiere ich den Imkergrundkurs zusammen mit zwei Kolleginnen aus dem Verein. Jedes Modul der 18 halben Tage bereiten wir detailliert vor, damit wir den Neuimkerinnen und Neuimkern viel Theorie und Praxis auf ihrem Weg mitgeben können. Nebenbei planen wir noch den Umbau eines alten Bienenhauses in Zuzgen, das wir zum Bienenzentrum Unteres Fricktal gestalten werden. Und drittens stelle ich 2025 endlich meine Imkerei auf Bio um, auch darauf freue ich mich sehr.
Nicht nur die Bienen sind fleissig – für uns Imkerinnen und Imker gilt das ebenso und nach der ganz kurzen Verschnaufpause geht es im Februar schon wieder los. Wir können es kaum erwarten!